Diabetes und Adipositas in den Wechseljahren

Diabetes und Adipositas in den Wechseljahren

Frauen können von einer Hormontherapie doppelt profitieren

Gemein, ungerecht, aber nicht gerade selten: „Ich brauche ein Stück Torte oder eine Praline nur anzuschauen, und schon habe ich wieder ein Pfund mehr drauf!“ So geht es vielen Frauen ab Mitte 40. Die Schilddrüse ist in den allermeisten Fällen nicht schuld daran, auch wenn viele Frauen das gern glauben möchten. Ursache ist meist das allmähliche Versiegen der Östrogenproduktion in der Perimenopause. Die Eierstöcke beginnen nach und nach zu schwächeln, die Fettverbrennung nimmt durch das fehlende Östrogen ab – und die betroffenen Frauen oft zu. Erhalten Frauen wegen starker Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüchen eine Hormontherapie, kann diese auch helfen, Übergewicht oder Diabetes zu vermeiden.

Wenn durch die nachlassende Hormonproduktion Mid-Agerinnen so langsam in die Wechseljahre kommen, entsteht durch den zunehmenden Östrogenmangel ein leichter Überschuss von männlichen Sexualhormonen. Und das hat Auswirkungen auf den Körper der Frau. Am Rumpf, vor allem am Bauch und um die inneren Organe wie Leber, Niere oder Bauchspeicheldrüse lagert sich vermehrt Fett ab. Das stört, weil die weibliche Silhouette mit ihren schönen Rundungen dabei mehr und mehr verloren geht. Dieser Prozess ist aber nicht nur ein kosmetisches Problem. Im Gegensatz zu den üblichen Fettpolstern an Hüfte, Taille, Oberschenkeln und Po ist das Bauchfett hochaktiv und bildet eine Reihe unerwünschter Signalstoffe. Diese ungesunden Substanzen machen die Zellen unempfindlich für das Hormon Insulin und fördern eine Insulinresistenz. Die Folgen: Der Blutzuckerspiegel steigt an, die Insulinausschüttung ebenso.

Eine Insulin-Trennkost hält Diabetes in Schranken

Ein Teufelskreis, aus dem sich ein Diabetes entwickeln kann, die sogenannte Zuckerkrankheit. Eiserne Disziplin, ein cleverer Speiseplan, täglich 20 bis 30 Minuten schnelle Bewegung können die Pfunde zwar in Schach halten, einfach ist das auf Dauer aber nicht. Denn eine 50-jährige Frau braucht rund 400 Kilokalorien weniger als eine 25-Jährige, ältere noch weniger. „Wichtig ist vor allem eine gesunde und vollwertige Ernährung“, rieten die Wissenschaftler bei dem Ärzte-Symposium ”Präventive Endokrinologie 2016” in Kloster Irsee. Ungünstig sind dagegen schnell verwertbare Kohlenhydrate, zum Beispiel Zucker aller Art, auch in Obst wie Bananen oder Äpfeln. Ideal sei eine Art Insulin-Trennkost, kombiniert mit viel Bewegung: Morgens liefern Kohlenhydrate wie Brot oder Müsli mit Obst und Honig viel Energie, um in Gang zu kommen. Mittags ist Mischkost mit vielen Kohlenhydraten optimal, denn um diese Tageszeit bereitet ein hoher Insulinspiegel dem Körper keine Probleme. Abends dagegen sollte komplett auf Kohlenhydrate verzichtet werden. Stattdessen lieber Eiweißlieferanten wie Fisch und Fleisch mit viel Gemüse oder Rohkost essen.

Frauen tragen bei Diabetes ein höheres Folge-Risiko

Das Diabetes-Risiko sollte begrenzt werden, weil neueste Erkenntnisse aus der jungen Wissenschaft der Gendermedizin darauf hinweisen, dass Frauen mit Zuckerkrankheit ein höheres Schlaganfall-Risiko haben als Männer. An einer koronaren Herzkrankheit – ebenfalls eine typische Diabetes-Folge – erkranken Frauen zwar seltener, dann aber schwerer. Frauen, die sich aufgrund starker Wechseljahresbeschwerden einer Hormontherapie unterziehen, senken nebenbei die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung eines Diabetes: „Oral eingenommenes Östradiol verringert das Risiko für einen Diabetes Typ 2 um bis zu 30 Prozent, als Gel, das auf die Haut aufgetragen wird, etwa genau so viel“, so die Wissenschaftler beim Symposium. „Östradiol schützt die Zellen und verbessert die Insulin-Reserven. Auch, wenn Patientinnen glauben, dass Hormone dick machen, ist daher eher das Gegenteil zu erwarten.“

Estradiol mobilisiert die Fettverbrennung

Denn das weibliche Sexualhormon Estradiol verringert nicht nur Übergewicht und Diabetes-Risiko, sondern steigert auch die Fettverbrennung und die Fettmobilisation. Obendrein zügelt es über einen komplexen Mechanismus den Appetit. Der Östrogen-Abkömmling kann zusätzlich dem sogenannten metabolischen Syndrom effektiv entgegenwirken. Der Herz- und Gefäßfeind Nummer eins aus dem verhängnisvollen Trio erhöhte Blutfette, Bluthochdruck und Diabetes verliert so seinen Schrecken. Weil Übergewichtige ein höheres Thrombose-Risiko haben, ist gerade für sie eine Hormongabe über die Haut mit einem Estradiol-Gel sicherer. Vor allem auch dann, wenn die Hormontherapie mit Östradiol nach den aktuellen Behandlungsempfehlungen „So früh wie notwendig, so niedrig dosiert wie möglich und so lange wie nötig“ erfolgt.